Floristisch-faunistische Notizen aus lothringischen Trockengebieten:
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** Pagny-La-Blanche-Côte **
La blanche Côte
Ergebnisse einer Exkursion am 14. Oktober 2006

 

Kalkschuttgesellschaften gehören zu den repräsentativen Pflanzengesellschaften Lothringens. Sie kommen an den Prallhängen der Maas vor, sind aber in der Regel selten, nur kleinflächig ausgebildet und vom Artenspektrum her gesehen rudimentär ausgebildet.

Eine Ausnahme bildet hier der Prallhang bei Pagny-la-Blanche-Côte an der Maas. Er gilt als der größte und schönste in Lothringen.

Aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit war die Ausbeute an Spinnen und anderen Arthropoden zwar eher mager, dennoch können wir einige bemerkenswerte Arten vorstellen (auch einige Atypus-Schläuche konnten festgestellt werden):

Exkursionsziel bei Pagny-La-Blanche-Côte

La Blanche Côte

 

Thermophile Faunenelemente der Blanche Côte:

Mantis religiosa Tropidothorax leucopterus
Foto oben: Tropidothorax leucopterus, sehr wärmeliebende Wanzenart, die besonders an Schwalbenwurz vorkommt. Dieses Exemplar hier hat sich auf eine Tauben-Scabiose verirrt.







Foto links: Eipaket (auf der Unterseite von Steinen) der Gottesanbeterin, Mantis religiosa
   
Araniella displicata Calliptamus italicus
Foto: Araniella displicata (->Verbreitungskarte)

Diese Kreuzspinnenart war bisher aus der SAAR-LOR-LUX-Region noch nicht bekannt. Sie bevorzugt als Lebensraum freistehende Kiefern auf Trockenrasen.
Foto: Calliptamus italicus, die Italienische Schön-schrecke
   
Horvathiolus superbus
Foto: junge "Tarantel" (Alopecosa sp.)
Anfang Oktober war sie die häufigste Spinne in der Fläche. Ebenfalls nicht selten war die große Plattbauchspinne Gnaphosa lucifuga, die aber in den Kalksteinbrüchen Lothringens nicht selten zu sein scheint (->weitere Funde)
Foto: Horvathiolus superbus, sehr wärmeliebende, nur 5 mm große Erdwanze.
   
Dicranopalpus ramosus

Dicranopalpus ramosus

Fotos: Dicranopalpus ramosus, Männchen
Dieser Weberknecht aus Nordafrika beginnt sich gerade erst in Mitteleuropa auszubreiten. Es dürfte sich hierbei um die Erstbeobachtung in der Großregion SAAR-LOR-LUX handeln. Aus Deutschland liegen erst wenige Meldungen vor (Bonn, Bochum, Duisburg, Flensburg) (->Verbreitungskarte).
Aus Belgien sind dagegen bereits einige Funde (103 Expl.) seit 1995 bekannt geworden (Luc Vanhercke)
http://www.elve.net/opilio/dr.htm
oder: http://www.elve.net/dicrramo.htm
-->Beobachtungen in den Niederlanden
In Grossbritannien ist die Art bereits weit verbreitet:
(->Verbreitungskarte)

Oedipoda caerulescens
Foto: Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens)
Im Gebiet soll es auch die Rotflügelige Ödlandschrecke geben, wir konnten sie jedoch nicht beobachten.

Bemerkenswerte Florenelemente der Blanche Côte:

Iberis linifolia ssp. violletii
Foto: Iberis linifolia L. subsp. violletii

Die botanische Rarität (lothringischer Endemit) der Côte Blanche ist die Violette Schleifenblume (Ibéris de violet), von der auch jetzt im Herbst noch einige Exemplare am Blühen waren.

->Gefäßpflanzen-Verbreitungskarten Frankreich (SOPHY)
->Karte Iberis violletii

Leontodon hyoseroides
Foto: Leontodon hyoseroides (Léontodon des éboulis),
eine Charakterart der Kalkschuttgesellschaften in Lothringen.

->Material zur Flora und Fauna der Côte Blanche

->Atlas de la flore de Lorraine


Da das Gebiet zum europäischen Schutzgebietsnetz NATURA 2000 gehört, sind auch im Internet zahlreiche Informationen zum Arteninventar der Côte Blanche vorhanden.

Es werden folgende bemerkenswerte Pflanzenarten aufgelistet:

(Die Links zu den Fotos und Verbreitungskarten in der folgenden Artenliste führen auf die Seite: "SOPHY" : Banque de données Botaniques et Ecologiques Association d'Informatique Appliquée à la Botanique (A.I.A.B.) Patrice de RUFFRAY, Henry BRISSE et Gilles GRANDJOUAN)
Blackstonia (Chlora) perfoliata (->Fotos, ->Karte)
Carex halleriana (->Fotos, ->Karte)

Coronilla minima (->Fotos, ->Karte)
Cytisus decumbens (->Fotos, ->Karte)
Galium fleurotii (->Fotos, ->Karte)
Filipendula vulgaris (-Fotos, ->Karte)

Thlaspi montanum (->Fotos, ->Karte)
Carex humilis (->Fotos, ->Karte)
Erysimum odoratum (->Fotos, ->Karte)
Globularia vulgaris (->Fotos, ->Karte)
Lactuca perennis (->Fotos, ->Karte)
Sesleria caerulea (->Fotos, ->Karte)
Thesium alpinum (->Fotos, ->Karte)
Koeleria cristata (->Fotos, ->Karte)
Fumana procumbens (->Fotos, ->Karte)
Odontites luteus (->Fotos, ->Karte)
Ranunculus amplexicaulis (->Fotos, ->Karte)
Seseli libanotis (->Fotos, ->Karte)

Bemerkenswerte Insekten:
Libelloides longicornis

Euchorthippus declivus
(le Criquet opportuniste, Criquet des mouillères)
Stenobothrus nigromaculatus

Bemerkenswerte Spinnen:
Philaeus chrysops (leg. Stéphane Vitzthum, SARDET & IORIO 2005)

 

_________________________________________________________________________A. Staudt & B. Dennemärker

Literatur:

J. Duvigneaud, L. Durin et W. Mullenders (1970):
La Végétation des Éboulis de Pagny-La-Blanche-Côte (Meuse, France). Plant Ecology, Volume 20, Numbers 1-4 / March, 1970.

SCHMIDT, Christian (2004): Der Weberknecht Dicranopalpus ramosus (Simon, 1909) (Arachnida, Opiliones, Phalangiidae) neu für Deutschland. - Mitt. Arbeitsgem. westf. Entomol. 20 (1): 1-12; Bielefeld.

CUPPEN, J. G. M., (1994): Dicranopalpus ramosus, a new species of harvestman for the Netherlands (Opilionida: Phalangiidae). - Entomologische Berichten 54 (9): 176-178

SLOSSE, W. (1995): Dicranopalpus ramosus (Opiliones: Phalangiidae), nieuw voor de Belgische fauna. Nwsbr. Belg. Arachnol. Ver., Vol. 10, No. 1, pp. 11-13.


** Pagny-La-Blanche-Côte **
La blanche Côte
Ergebnisse einer 2. Exkursion vom 6. Mai 2007

 

So wie es im Vorjahr beim ersten Besuch dieses faszinierenden Standorts bereits zu spät im Jahr für eine erfolgreiche Spinnenjagd war, scheint es in diesem Jahr Anfang Mai noch etwas zu früh zu sein, um eine größere Anzahl von Spinnenarten nachweisen zu können. Insgesamt waren es diesmal nur 28 Arten.
Andererseits zeigen die Exkursionen der vorangegangenen Wochenenden durchaus bereits eine komplette Präsenz der wärmeliebenden Salticidenfauna auf den Trockenhängen von Lothringen.So wurden am 15. März 2007 in Arnaville 36 Arten festgestellt, am 22. April 2007 in Jézainville 25 Arten, am 28. April am Mont St.Quentin in Metz 39 Arten, und am 30. April 2007 bei Troussey 48 Arten.

Bei der Exkursion ging es jedoch hauptsächlich um den Nachweis der großen, sehr wärmeliebenden Springspinne Philaeus chrysops, die bereits für die Blanche Côte gemeldet ist (SARDET & IORIO 2005). Und tatsächlich war es kein Problem, diese Art zu finden. Nachdem wir ca. 5 Männchen und ebensoviele Weibchen gesehen hatten, hörten wir mit dem Zählen auf.
Weitere Beobachtungen der Art an diesem Trockenhang und in diesem Jahr erfolgten bereits am 30. April durch Marc Meyer und Jan Habel vom Naturkundemuseum Luxemburg (M. Meyer, schriftl. Mitteilung).
Philaeus chrysops

Foto: Philaeus chrysops an der Blanche Côte bei Pagny-La-Blanche-Côte (Meuse)


Trotz sehr intensiver Suche konnten wir aber keine Netze der Röhrenspinne Eresus finden. Wir kamen schließlich zu dem Schluß, dass die sehr grobschotterige Schuttfläche kein geeigneter Lebensraum für diese Art zu sein scheint. Auch die im Vorjahr gefundenen Atypus-Schläuche befanden sich nicht auf den zentralen Schuttflächen sonden mehr randlich in locker bewaldeten Bereichen mit größerem Anteil sowie einer dickeren Schicht von Feinerde auf der Bodenoberfläche.
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Betrachtet man ihre Verbreitung in Deutschland (->Karte) so ist diese Krabbenspinne, Xysticus kempeleni, ein charakteristisches Element auf den Trockenrasen der Großregion SAAR-LOR-LUX. Interessanterweise scheint sie auf den Trockenrasen des Ostsaarlandes zu fehlen, was darauf hindeuten könnte, dass über das Saartal bisher noch keine Einwanderung stattgefunden hat. Im Tal der Maas wurde die Art auch auf dem Trockenhang bei Troussey, ca. 20 km weiter flussabwärts, festgestellt.

Xysticus kempeleni
Foto: Xysticus kempeleni - Weibchen
 
Von biogeographischer Bedeutung ist auch der Fund dieser lustig aussehenden Krabbensspinne:
Thomisus onustus
Foto: Thomisus onustus
Offenbar handelt es sich um den Erstfund der thermophilen Krabbenspinne Thomisus onustus in der Großregion (-> Karte). Auch wir haben die Art auf unseren zahlreichen Exkursionen ins lothringische und deutsche Moselgebiet noch nicht gesehen. Nur im Unterlauf der Nahe (Bad Münster am Stein) haben wir sie einige Male gefunden (->Bericht).

 

Die folgende, im Vergleich mit den bisher besprochenen eine eher unscheinbare Art, Hylyphantes graminicola, war bisher in der Region noch nicht nachgewiesen (-> Karte). Aus der Literatur ergibt sich jedoch, dass es sich hierbei um eine feuchteliebende Art handelt. Möglicherweise wurde das Tier, das offensichtlich gerade die Adulthäutung hinter sich hat, aus dem Tal und dem Ufer der Maas (< 100 m entfernt) verdriftet. Die Talsohle ist jedoch intensiv landwirtschaftlich genutzt, einziger Lebensraum für feuchteliebende Arten wäre dort nur der unmittelbare Ufersaum der Maas.

Hylyphantes graminicola
Foto: Hylyphantes graminicola
 
Weitere bemerkenswerte Arten:
Die Gottesanbeterin Mantis religiosa konnte wiederum durch Funde ihrer Eipakte bestätigt werden. Larven der Italienischen Schönschrecke, Calliptamus italicus, und der Ödlandschrecke Oedipoda sp. waren geradezu massenhaft vertreten. Eine interessante Raubwanze ist uns leider entkommen, bevor wir ein Foto schiessen konnten. Vermutlich hat es sich um Rhinocoris erythropus gehandelt.
 
 
 
** Pagny-La-Blanche-Côte **
Côte sur le Preye
Ergebnisse einer Exkursion vom 6. Mai 2007

 

Kurz vor Pagny-La-Blanche-Côte gibt es einen weiteren Prallhang, der nur kleinflächig über Schuttfluren verfügt. Insgesamt ist die Lebensraum- bzw. Habitatvielfalt aber höher als an der südexponierten Blanche Côte. Auch hier konnten wir sofort Philaeus chrysops nachweisen. Und auch Netze von Eresus cinnaberinus waren nach kurzer Suche gefunden. Dies bestätigte unsere Annahme, dass für die Anlage der Röhre (bei Eresus ca. 10 bis 15 cm tief) etwas grabbare Feinerde unabdingbar ist, und das Fehlen der Art an der Blanche Côte wohl nur auf diesen Mangel zurückzuführen ist. An der Côte sur le Preye ist Eresus dagegen recht häufig.

Côte sur la Preye

Foto: Côte sur le Preye südlich von Pagny-La-Blanche-Côte (Meuse)

 

Eresus cinnaberinus
Foto: Eresus cinnaberinus-Weibchen mit typischem Netzdach über der Wohnröhre
 
Weitere bemerkenswerte Spinnenarten:
Am Rande des Trockenhanges konnten wir aus hohem Altgras zahlreich die Springspinne Marpissa nivoyi, zusammen mit der kleinen Sackspinne Clubiona subtilis, klopfen. Strukturell ähnelte der Bestand sehr dem Lebensraum "Großseggenried" in dem wir die Art im Südlichen Pfälzerwald normalerweise finden (dort ebenfalls zusammen mit Clubiona subtilis). Hylyphantes graminicola war ebenso wie an der Blanche Côte vertreten. Diesmal erwischten wir ein Männchen. Eine kleine, eingefangene Springspinne erwies sich unter dem Binokular als Talavera inopinata, die ja im Saarland nicht selten ist (->Karte).
 
Weitere bemerkenswerte Arten:
Auch an der Côte-sur-le-Preye konnte die Gottesanbeterin Mantis religiosa über ihre Eipakte nachgewiesen werden. Die Ritterwanze Lygaeus equestris ist uns entkommen, bevor wir ein Foto machen konnten. Häufig war auch die thermophile Wanze Dicranocephalus albipes.
 

_________________________________________________________________________A. Staudt & B. Dennemärker


 


version francophone

** Pagny-La-Blanche-Côte **
Côte sur le Preye
Ergebnisse eines 2. Besuchs am 22. Mai 2008

Da beim ersten Besuch der Côte sur le Preye im Mai 2007 nur ein Teil des Spektrums der thermophilen Spinnenarten lothringischer Trockenrasen festgestellt werden konnte, sollte diese Exkursion der Komplettierung der Artenliste dienen.
Ebenso wie beim letzten Besuch war die erste Spinne, die in den Klopfschirm fiel, die Springspinne Marpissa nivoyi. Und auch Philaeus chrysops und die Röhren von Eresus cinnaberinus waren schnell gefunden. Anders als im Vorjahr waren aber auch einige Schläuche der Tapezierspinne Atypus sp. nachzuweisen.
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Bisher noch nicht gefunden, aber aufgrund der Ausstattung der bisher untersuchten lothringischen Trockenhänge zu erwarten, waren die beiden Springspinnen Ballus rufipes und Synageles hilarulus. Wir konnten sie diesmal in mehreren Exemplaren an der Côte sur le Preye nachweisen.
Ballus rufipes und Synageles hilarulus
Foto: Ballus rufipes (links) und Männchen u. Weibchen von Synageles hilarulus (rechts)
 
Vollkommen überraschend kam dagegen der Fund einer weiteren, auffällig schwarz glänzenden und ebenfalls sehr kleinen Springspinne, Chalcoscirtus nigritus. Diese Art war für die Großregion SAAR-LOR-LUX noch nicht bekannt (->Funde in Deutschland). Für das nördliche Frankreich gibt es glaubwürdige Meldungen (Bildnachweise), wonach die Art auch im Tal der Marne bei Paris und südöstlich von Rennes in der Bretagne vorkommt. Allerdings ist die Art auf Fotos kaum von der Schwesternart Chalcoscirtus infimus zu unterscheiden, wenn man darauf die äußere Form der männlichen Pedipalpen oder der Chelizeren nicht erkennen kann. (Funde in Frankreich: ->Charenton/Paris, ->Janzé/Bretagne)
Chalcoscirtus nigritus
Foto: Chalcoscirtus nigritus, eine seltene Springspinne
 
Phrurolithus nigrinus
Foto: Phrurolithus nigrinus, kleine ameisenartige Spinne, die heute bei den Rindensackspinnen (Corinnidae)
eingeordnet wird.

Diese Spinne hat ihr Hauptverbreitungsgebiet in Süfrankreich. Weiter nördlich wurde sie bereits im Bodenseegebiet (leg. J. KIECHLE) und im Schweizer Jura (BAUR et al, 1996) nachgewiesen.


Die folgende Spinne war bereits bei den vorangegangenen Besuchen sowohl der Blanche Côte als auch der Côte sur le Preye aufgefallen. Äußerlich sieht sie der an Rinde lebenden Waldart Theridion mystaceum oder der an Hauswänden und Felsen auftretenden Theridion melanurum sehr ähnlich. Diese beiden Arten sind zwar allgemein sehr häufig, die genaue Artbestimmung ist allerdings aufgrund der Kleinheit der Genitalien und der nur geringen Unterschiede sehr diffizil.
Die Tiere von Pagny-la-Blanche-Côte wurden von freistehenden Kiefern (auf beiden Standortfotos zu sehen) geklopft und fallen insbesondere durch ihre Größe auf, die im Bereich besonders großer Exemplare von Th. melanurum liegt, während Th. mystaceum doch meist deutlich kleiner ist.
Bei den Detailaufnahmen der Epigyne fallen zwei Einführöffnungen ("Steckdose") auf, die so bei den beiden Arten Th. mystaceum und Th. melanurum nicht vorkommen. Diese Merkmale deuten auf die seltene Art Theridion betteni bzw. eine neue, noch nicht benannte Art aus Belgien hin, die ROBERTS (bzw. A. Noordam) in der niederländischen Ausgabe seines Feldführers abbildet (weitere Fotos: -->hier).

Theridion sp.
Theridion sp.
Foto: Theridion sp.
Spätestens beim Fund eines solchen Tierchens solltes es jedem Teilnehmer einer entomologischen Exkursion klar werden, dass der besuchte Standort "teuflisch gut" ist:
Die Larve des Schneckenhausnistkäfers Drilus concolor stellt alles, was im menschlichen Bereich bei Hausbesetzungen so abläuft, in den Schatten. Nachzulesen z.B. bei BELLMANN (1999) im Kosmos Naturführer.
Phymata crassipes Drilus concolorFoto: Drilus concolor, Schneckenhaus-Nistkäfer
Foto: Phymata crassipes
Diese Exkursion führte uns tief in die Vergangenheit des Planeten Erde, denn genau betrachtet, standen wir dort auf dem Boden eines Jura-Meeres. Der Prallhang der Maas besteht nämlich aus Jura-Kalken, und zwar aus Kalken des Weißen Jura (Malm), also des oberen Jura und dort aus der Oxfordformation ( = unterer Malm). Dazu passend fanden wir an den Erdanrissen eine fossile Turmschnecke aus der Gattung Nerinea (Syn. Cossmannea).
Nerinea sp.
Foto: fossile Turmschnecke Nerinea
Zwischen den Fossilien tummelten sich nicht minder alte, aber heute noch lebende Urinsekten aus der Ordnung Archaeognatha, Familie Machilidae. Aufgrund der Muster in den Augen und der Lage und Form der Ocellen konnten die Tierchen den beiden Arten "coole Brille" Dilta hibernica und Lepismachilis y-signata zugeordnet werden.
Dilta hibernica versus Lepismachilis y-signata
Foto: die Felsenspringer Dilta hibernica (links) und Lepismachilis y-signata (rechts)


Weitere bemerkenswerte Arten:
Die Ritterwanze Lygaeus equestris war in diesem Jahr, ebenso wie Tropidothorax leucopterus, reichlich vertreten. Aber auch einige Horvathiolus superbus konnten wir am Boden beobachten. Die geophilen Heuschrecken Oedipoda und Calliptamus waren dagegen noch winzig und fast nicht wahrzunehmen, obwohl die Exkursion fast einen Monat später als im Vorjahr durchgeführt wurde. Sehr zahlreich waren schon recht große Jungtiere des Warzenbeißers, Decticus verrucivorus, der auf den Trockenrasen in Lothringen im allgemeinen eher selten ist.

Copium clavicorne
Foto: Copium clavicorne, wärmeliebende, 3-4 mm große Netzwanze an Gamander
 
Literatur:
BAUR, B., J. JOSHI, B. SCHMID, A. HÄNGGI, D. BORCARD, J. STARY, A. PEDROLI-CHRISTEN, G.H. THOMMEN, H. LUKA, H.-P. RUSTERHOLZ, P. OGGIER, S. LEDERGERBER & A. ERHARDT (1996): Variation in species richness of plantes and diverse groups of invertebrates in three clacareous grasslands of the Swiss Jura mountains. - Rev. Suisse Zool. 103 (4): 801-833; Genève.
 
_____________________________________________________________________________________A. Staudt & U. Heseler

 

** Sexey-aux-Forges **
Côte Robert

Ergebnisse einer Exkursion am 9. September 2006

 


Wohl nur jahreszeitbedingt war die Spinnenausbeute in diesem Schutzgebiet des Conservatoire des Sites Lorrains (CSL) im Moseltal zw. Neuves-Maisons und Toul nur mäßig.





Dafür sahen wir aber zahlreiche Gottesanbeterinnen und konnten ein wenig ihr Verhalten studieren. Offenbar mangels Steinen waren z.B. in diesem Gebiet die Eipakte in der Vegetation festgemacht. Beide Geschlechter erwiesen sich als gute Flieger. Ihre Flugübungen absolvieren sie mit großer Leichtigkeit und dabei erinnert ihr Flugstil ein wenig an Großschmetterlinge.
Exkursionsziel bei Sexey-aux-Forges
   

Foto: Mantis religiosa, die Gottesanbeterin

Foto: Lixus cf. albomarginatus, typischer Rüsselkäfer auf den lothringischen Trockenrasen an der Mosel.

Foto:
Dermacentor sp., wahrscheinlich die
Schafszecke(D. marginatus)

Ebenfalls eine thermophile Art, die sich aktuell auszubreiten scheint und die auch bereits im Saarland auf vielen Halbtrockenrasen zu finden ist.

   
   
   
   
   
Foto: Euthystira brachyptera, die Kleine Goldschrecke ist in Lothringen eine Charakterart der Trockenrasen  
   

_________________________________________________________________________A. Staudt & B. Dennemärker